Entwicklung der hausärztlichen Versorgung in Bielefeld
Vielleicht verfolgten auch Sie die Presseberichte zur Zukunft der hausärztlichen Versorgung in unserer Stadt. Derzeit sind von 209 Hausärzt:innen in Bielefeld 80 bereits 60 Jahre alt und älter, 25 davon sind älter als 70 Jahre! Besorgniserregende Zahlen, wenn man an die zukünftige hausärztliche Versorgung denkt. Schon jetzt gibt es in einigen Praxen einen Aufnahmestopp und Wartelisten für neue Patient:innen.
Seit Jahren macht der Seniorenrat auf die sich entwickelnde Misere aufmerksam und weist auf die Notwendigkeit von unterstützenden Maßnahmen hin. Vorschläge des Seniorenrates waren beispielsweise ein
Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Ansiedlung neuer Ärzt:innen:
- Vernetzungsangebote innerhalb der vorhandenen Ärzteschaft
- Unterstützung bei Anbahnung und/oder Übernahme einer Praxis für die an einer Niederlassung interessierten Ärzt:innen (u.a. Arztlotse bzw. Arztlotsin)
- Kontakte zur Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld
Um diesen Überlegungen mehr Chancen einzuräumen, sollte auch der familiäre Fokus mitbedacht werden: berufliche Perspektiven für die Lebenspartner:innen der Ärzt:innen, Work-Life-Balance, KiTa- und Schulplätze für Kinder.
Diese Vorstellungen waren auch Gegenstand des Antrages des Seniorenrates zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung an den Sozial- und Gesundheitsausschuss der Stadt Bielefeld (SGA) vom 19.04.2023. In der Sitzung am 31.05.2023 beauftragte der SGA die Verwaltung damit, geeignete Maßnahmen dafür zu erarbeiten. Es dauerte dann fast ein 3/4 Jahr, in dem Anträge aus Politik/Verwaltung und Änderungsanträge des Seniorenrates sich abwechselten, bis der Rat der Stadt Bielefeld am 14.03.2024 den abschließenden Beschluss zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung fasste.
Der Beschluss hat folgende zwei Kernaussagen:
1. Etablierung einer/eines Gesundheitsmanagerin/-s
2. Entwicklung eines Konzeptes für Modellprojekte und Etablierung neuer Beratungs- und Versorgungsstrukturen
Leider hat die Politik sich nicht – im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen in OWL – dazu durchringen können, auch durch finanzielle Anreize junge Ärzte nach Bielefeld zu holen.
Dieser Beschluss entspricht bei weitem nicht dem Forderungskatalog des Seniorenrates, wobei die Etablierung der/des Gesundheitsmanagerin/-s vom Seniorenrat begrüßt wird.
Es gibt gute Beispiele aus der Region, die den Erfolg von Fördermaßnahmen bestätigen. Im Kreis Herford arbeiten mittlerweile sogenannte „Praxismacher“. Das sind Ärzt:innen, die sich vorstellen können, zukünftig eine Praxis zu übernehmen. Um diese Praxen dann näher kennenzulernen, erhalten sie die Möglichkeit, ein Jahr als „Assistenz“ mitzuarbeiten. In Soest hat das „Lotsenmodell“ gut funktioniert. Mehrere Praxisübernahmen fanden dank der Begleitung erfolgreich statt.
Angesichts des drohenden Ärzt:innen-Mangels in Bielefeld wird der Seniorenrat am Thema bleiben und die Politik weiterhin bedrängen, für die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung Sorge zu tragen. Bleiben Sie gesund!
Ihre Monika Gebhart
Stellvertretende Vorsitzende des Seniorenrates